Die aktuelle Kraft der Storm Bird-Hengstlinie

Der männliche Linie des Northern Dancer-Hengstes Storm Bird ist seit einigen Jahren wieder verstärkt erfolgreich und könnte sich als eine gewisse Alternative zu der Dominanz von Galileo und Danehill erweisen. Nachdem die Hengstlinien der zu ihrer Zeit führenden Northern Dancer-Söhne Nijinsky und Lyphard inzwischen auf schwachen Beinen stehen, wäre dies eine interessante Entwicklung. Die Inzucht auf Northern Dancer ist aufgrund von „popular sires“ und ihren männlichen Nachfahren stark ausgeprägt, Northern Dancer ist also weiterhin allgegenwärtig und dominant. Northern Dancer war ein kleines Pferd mit sehr viel Herz und Kampfgeist, das Kentucky Derby gewann streng genommen als Zweijähriger, denn er war ein spätes Maifohlen. Northern Dancer strotzte nur so vor Lebenskraft, vielleicht ist dies der Schlüssel dazu, dass es bisher noch nicht zu Kollaps gekommen ist.

Der auffällig gezeichnete und charismatische braune Hengst Storm Bird stammt wie sein Vater aus der Zucht von E.P. Taylors Windfields Farm in Kanada. Gezogen 1978 war Storm Bird zweijährig bei fünf Starts ungeschlagen, darunter viermal auf Gruppe-Level gipfelnd in den zur Gruppe I zählenden, traditionellen Dewhurst Stakes (Gr.I) in Newmarket und den damals noch als Gruppe II-Examen gelaufenen National Stakes auf dem Curragh.

Storm Birds Mutter South Ocean hat den Bull Page-Sohn New Providence zum Vater, wobei der Bull Lea-Sohn Bull Page auch der Vater von Nijinskys Mutter Flaming Page ist. Storm Birds rechte Schwester Northernette profilierte sich im Top Flight Handicap ebenfalls Gruppe I-Siegerin und kann als besten Nachkommen die in den Flower Bowl Stakes als Gruppe I-Siegerin profilierte Mr. Prospector-Tochter Scoot vorweisen.

Der Storm Bird-Sohn Bluebird aus dem zweiten Jahrgang seines Vaters ist hierzulande als Gewinner des Scherping-Rennens 1987 ein Begriff, der später im Jahr in den King’s Stand Stakes zum Gruppe I-Sieger aufgestiegene Bluebird erwies sich dann auch als der erste Gruppe I-Vererber von Storm Bird. In den USA war es zuerst der 1987 geborene Summer Squall, siebenfacher Gruppe-Sieger von zwei bis vier mit den Gruppe I-Erfolgen zweijährig in den Hopeful Stakes sowie dreijährig in den klassischen Preakness Stakes an der Spitze, dazu war er vor allem Zweiter im Kentucky Derby. Summer Squall, ein Halbbruder des mehrfachen Champion-Vererbers A.P. Indy, ist ebenfalls als mehrfacher Gruppe I-Vererber bewährt, inklusive des Kentucky Derby-Siegers und erfolgreichen Deckhengstes Charismatic.

Storm Birds bester Sohn Storm Cat

Den meisten Einfluss nimmt Storm Bird jedoch über den aus seinem ersten Jahrgang stammenden Storm Cat, gezogen 1983 von der Overbrook Farm in Kentucky. Der ganz im Typ Northern Dancers stehende Storm Cat war wie sein Vater ein brillanter Zweijähriger und gewann áuf höchstem Level die Young America Stakes und war Zweiter im Breeders’ Cup Juvenile. Ebenfalls wie sein Vater war auch Storm Cat später eine Enttäuschung, wurde aber dennoch 1988 aufgestellt was sich als wahrer Glücksgriff für sein Heimatgestüt und die gesamte Vollblutzucht erweisen sollte.

Storm Cat, der wie der bereits erwähnte Summer Squal aus einer Secretariat-Mutter gezogen wurde, stellte insgesamt 112 Gruppesieger inklusive von acht Champions und kostete in seinen besten Zeiten 500.000 Dollar, eine absolute Rekordsumme zu dieser Zeit. 1999 und 2000 war er Champion-Deckhengst in den USA, den Titel bei den führenden Vätern der Zweijährigen konnte er sieben Mal erringen.

Der brillante und charismatische Fuchshengst Giant’s Causeway ist mit acht Gruppesiegen, davon sechs auf höchster Ebene, einer der aller besten Söhne Storm Cats auf der Bahn gewesen und hat sich auch als führender Deckhengst und erfolgreicher Hengste-Vererber erwiesen. Sein als Hengste-Vererber bisher bester Sohn Shamardal krönte seine Zweijährigen-Laufbahn mit einem Triumph in den Dewhurst Stakes, dreijährig kamen die Gruppe I-Siege im ersten französischen Hengstklassiker, den St. James’s Palace Stakes und im ersten auf 2100 Meter verkürzten französischen Derby zustande.

Shamardals bis dato bester Sohn in der Zucht ist der ebenfalls doppelte klassische Sieger Lope de Vega, dessen Sohn Belardo ebenfalls bereits als Gruppe-Vererber bewährt ist. Die Shamardal-Söhne Captain Sonador und Casamento sind bereits als Gruppe I-Vererber registriert, während Mukhadram, Gingerbread Man, Puissance de Lune sowie der aus der Schlenderhaner Schwarzgold-Linie stammende Sommerabend ebenfalls als Gruppe- und Stakes-Vererber profiliert sind. In Deutschland wurde 2021 der Shamardal-Hengst Waldpfad im Gestüt Erftmühle als Deckhengst aufgestellt.

Weitere Gruppe I-Vererber von Giant’s Causeway sind Creative Cause, Eskendereya, First Samurai, der Englsh 2000 Guineas-Sieger Footstepsinthesand, Intense Focus, Not This Time sowie Red Giant, während Aragorn, Brody’s Cause, Carpe Diem, Cowboy Cal, Frost Giant, Giant Oak und Heat Seeker Gruppe-Vererber sind.

Der Storm Cat-Hengst Hennessy siegte als Youngster auf höchstem Level in den traditionellen Hopeful Stakes und war wie sein Vater Zweiter im Breeders’ Cup Juvenile. Hennessy war ein kapitaler Fuchshengst und wurde mit hohen Erwartungen aufgestellt. Sein auf der Bahn bester Sohn ist der brillante und ungeschlagene Zweijährigen-Champion Johannesburg, der bei sechs Gruppesiegen inklusive von vier auf höchstem Level in vier Ländern erfolgreich war, darunter im Breeders’ Cup Juvenile.

Der leieder bereits abgetretene Johannesburg-Sohn Scat Daddy mit Gruppe I-Siegen zweijährig in den Champagne Stakes und dreijährig im Florida Derby markierte den größten Erfolg für seinen Vater als Hengste-Vererber. Aus seiner Zeit in Südamerika gab es Rennen in denen er bei fünf Startern auch die fünf Erstplatzierten stellte. Der 4×2 auf Mr. Prospector sowie 5×4 auf Northern Dancer ingezogene Scat Daddy wurde in die USA zurück importiert und stellte mit No Nay Never bereits einen Gruppe I-Vererber sowie eine ganze Reihe hoch gehandelter Nachwuchsbeschäler wie Caravaggio, Combatant,den ungeschlagenen US Triple Crown-Sieger Justify, Mendelssohn und Sioux Nation. Johannesburg kann mit Sageburg, dem derzeit im Gestüt Lindenhof stationierten Red Jazz, Marcavelly, dem Gruppe I-Vererber Teuflesberg und Turffontein weitere Gruppe-Vererber vorweisen.

Ein weiterer führender Strang von Storm Cat als Hengste-Vererber geht über seinen fünfjährig in den Vosburgh Stakes als Gruppe I-Sieger profilierten Sohn Harlan, der die so überaus einflussreiche Mahmoud-Stute Almahmoud über ihre beiden besten Töchter Natalma als Mutter von Northern Dancer und Cosmah als Mutter von Halo – u.a. Vater des japanischen Ausnahme-Vererbers Sunday Silence – 5×4 in seinem Pedigree führt. Harlan’s Sohn Harlan’s Holiday kam dreijährig im Florida Derby und in den Blue Grass Stakes zu Gruppe I-Siegen und ist aktuell als Vater des amtierenden US-Champion-Deckhengstes Into Mischief in aller Munde. Der zweijährige Gruppe I-Sieger Into Mischief ist Vater des jüngsten Kentucky Derby und Breeders’ Cup Classic-Gewinners Authentic sowie neun weiterer Gruppe I-Sieger an der Spitze seiner Nachkommen, die aus neun geprüften Jahrgängen 89 Stakes-Sieger ausmachen. Im aktuellen Dreijährigen-Jahrgang sind die Gruppesieger Life Is Good, Hibiscus Punch, Mandaloun und Mutasaabeg die größten Hoffnungsträger.

Harlan’s Holiday stellte mit Majesticperfection einen weiteren Gruppe I-Sieger und Vererber sowie den ebenfalls als Gruppe-Vererber bewährten Breeders’ Cup Juvenile-Gewinner Shanghai Bobby, während für Harlan selbst mit dem zweifachen Gruppe I-Sieger Menifee noch ein weiterer Gruppe I-Vererber zu Buche steht.

Nicht ungenannt bleiben sollte abschließend der in Südafrika als Champion-Deckhengst bewährte Var, fünfjährig Gruppe I-Sieger im Prix de l’Abbaye de Longchamp. Der von dem Storm Cat-Hengst Forest Wildcat stammende Var stellte bis dato 95 Stakes-Sieger mit elf Gruppe I-Siegern an der Spitze.