Neue Zuchtkolumne zur Situation der deutschen Vollblutzucht

Die Situation der deutschen Vollblutzucht wird viel diskutiert. Es gibt natürlich eine Menge Probleme, das ist nicht zu leugnen, aber ist sie wirklich ganz hoffnungslos? Ja, wir haben zu wenig aktive Mutterstuten, und leider werden auch immer wieder besonders profilierte Renn- und Mutterstuten ins Ausland verkauft. Dadurch wird hier Quantität und die Qualität geschwächt, das ist nicht von der Hand zu weisen.

Die Situation der deutschen Vollblutzucht wird viel diskutiert. Es gibt natürlich eine Menge Probleme, das ist nicht zu leugnen, aber ganz hoffnungslos ist die Situation nicht. Ja, wir haben zu wenig aktive Mutterstuten, und leider werden auch immer wieder besonders profilierte Renn- und Mutterstuten ins Ausland verkauft. Dadurch wird hier Quantität und die Qualität geschwächt, das ist nicht von der Hand zu weisen.

Was unsere starken und gut durchgezüchteten deutschen Mutterlinien können, bekommen wir stets wieder eindrucksvoll vor Augen geführt. Jüngstes Aushängeschild ist der imponierende Prix de l‘Arc de Triomphe-Sieger Waldgeist, ein Galileo-Sohn aus einer Monsun-Mutter aus einer der führenden Linien der deutschen Vollblutzucht. Er steht jetzt in Irland als Deckhengst und es bleibt die Frage, ob es nicht auch Sinn gemacht hätte ihn hier in Deutschland aufzustellen. Der ganz ähnlich gezogene Deutsche Derby-Sieger Sea The Moon, aufgestellt im englischen Lanwades Stud, ist bereits bestens bewährt und inzwischen völlig ausgebucht. Das wäre hierzulande mit Sicherheit aber nicht zu realisieren gewesen.

Kommen wir damit zur Deckhengst-Situation in Deutschland. Die Spitzen-Beschäler wie Soldier Hollow und Areion, aber auch so solide Hengste, die stets im Oberhaus der Statistik zu finden sind wie allen voran Adlerflug und Lord of England sowie der führende Nachwuchsbeschäler Amaron bieten ein im Verhältnis zu ihren Leistungen wahrlich sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Dazu kommen sehr interessante junge Hengste mit ihren ersten zweijährigen Startern in diesem Jahr, die sämtlich als Gruppe I-Sieger bewährt sind. Im einzelnen sind dies der Tertullian-Sohn Guiliani aus einer Monsun-Stute, der Derby-Sieger Isfahan, Ito als Adlerflug-Hengst aus einer Schlenderhaner Traditionsfamilie, der klassische und Gruppe I-Sieger Lucky Lion und der Monsun-Sohn Protectionist aus der Familie des Champion-Vererbers Peintre Celebre.

Auch die Liste der Neuzugänge kann sich nun wahrlich sehen lassen. 2019 kamen vor allem der Holy Roman Emperor-Sohn Amarillo aus der Linie der Spitzenstute Alte Zeit, der Australier Counterattack, der bereits bewährte Exceed And Excel-Sohn Helmet aus der Linie der Röttgener Klassestute Anna Paola und der der Kendargent-Sohn Jimmy Two Times hinzu. Für 2020 sind es der dreifache Gruppe I-Sieger Best Solution als weiterer Vertreter der Danehill-Hengstlinie aus einer erstklassigen und starken Mutterlinie sowie der doppelte klassische Sieger Brametot aus der Familie des deutschen Ausnahme-Vererbers Monsun, beide lassen sich hierzulande bestens verpaaren und sollten einen großen Gewinn für die deutsche Zucht darstellen. Dazu der Soldier Hollow-Sohn Destino als Vollbruder des Gruppe I-Siegers Dschingis Secret aus einer weiteren starken Familie. Erste Fohlen haben z.B. der eisenharte und erstklassige Adlerflug-Hengst Iquitos aus einer Areion-Mutter ebenso wie der Campanologist-Sohn Langtang aus der Familie der Champion-Deckhengste Lomitas und Lagunas mit ihren jeweils ersten Fohlen in diesem Jahr sollten nicht unerwähnt bleiben.

Kritiker führen zu recht an, dass es sehr schwierig sein wird für viele Hengste, sich durchzusetzen, weil ihnen einfach die nötige Anzahl der Stuten fehlt. Dies ist ein großes Problem, welches mit Sicherheit so manches doch eigentlich wichtige deutsche Blut verloren gehen lassen wird. Ein gutes Beispiel dafür ist der Lomitas-Sohn Polish Vulcano, dessen Pedigree für die deutsche Zucht so wertvoll ist, der aber als nicht „marktfähig“ eingestuft wird.

Diese eigentlich sehr traurige Entwicklung trifft auch genau den Kern der Sache, denn die Vermarktung spielt für viele Züchter eine immer größere Rolle und da gelten ganz eigene Gesetze. Auf der einen Seite verständlich, aber für die deutsche Zucht sehr problematisch. Die Kraft unserer Zucht liegt in den klassischen Erfolgslinien, die aber nur mit der nötigen Qualität auch weiter die großen Erfolge bringen werden, und dazu braucht es nun einmal die guten Stuten und Hengste, deren Produkte dann mit Sicherheit auch international wieder abzusetzen sein werden. Die Hengsthalter können auch nur gute Qualität anbieten, wenn sie entsprechende Stuten für diese Hengste bekommen was ja hierzulande bei der Preisung wahrlich gegeben sein sollte. In diesem Sinne „Hals und Bein“ für die kommende Abfohl- und Decksaison!