Der in Coolmore Stud stationierte, tief schwarzbraune Wootton Bassett ist ganz klar der Deckhengst der Stunde, sein erster vollständig in Coolmore gezeugter Jahrgang ist jetzt dreijährig. Und die bisherige Bilanz ist ganz hervorragend. Aus dem Jahrgang 2022 konnten sich allein im Vorjahr Bucanero Fuerte, Camille Pissarro, Henri Matisse, der im Epsom Derby drittplatzierte Tennessee Stud, Twain und Unquestionable als zweijährige Gruppe I-Sieger bewähren. In der laufenden Saison gewinnt Henri Matisse die klassische Poule d’Essai des Poulains, während der dort drittplatzierte Camille Pissarro jüngst den Prix du Jockey Club, das französische Derby, für sich entscheiden kann. Der Vollständigkeit halber, auch hier endete mit Detain ein weitere Wootton Bassett-Nachkomme auf dem dritten Platz.
Weitere dreijährige Gruppesieger sind Ides of March, der Iffezheimer Derby Trial-Gewinner Juwelier, Maranoa Charlie, der aus der Zucht des Gestüts Brümmerhof stammende Swagman sowie Thrice und Whirl. Beim aktuellen Zweijährigen-Jahrgang steht der noch ungeschlagene Gruppe III-Sieger Albert Einstein bisher an der Spitze. Wootton Bassett steht jetzt aktuell bei 43 Gruppesiegern inklusive von 14 Gruppe I-Siegern, sowie 22 weiteren Listensiegern. Darüber hinaus stellte der aus Wootton Bassetts erstem Jahrgang stammende französische Derby-Sieger Almanzor den diesjährigen Derby Italiano-Sieger Molveno und den Union-Rennen-Gewinner Zuckerhut,während der durch seine ersten Zweijährigen repräsentierte Wootton Bassett-Hengst Wooded mit der Stute Woodshauna eine Gruppe III-Siegerin vorweisen kann.
Für das Vollblutimperium Coolmore Stud war es enorm wichtig eine Alternative zu Northern Dancer zu finden. Die eigenen Hengstriege konzentrierte sich sehr auf die beiden Ausnahme-Vererber Galileo und Danehill, deren Väter Sadler’s Wells bzw. Danzig beide als Northern Dancer-Söhne ausgewiesen sind. Dazu wurde der Cross von Galileo auf Danehill sowie auch in der umgekehrten Version reichlich und auch sehr erfolgreich praktiziert, aber nun musste eine Alternative her. Der Ansatz via des japanischen Top-Vererbers Deep Impact (v. Sunday Silence) war bereits von Erfolg gekrönt, aber dieser selbst inzwischen abgetreten und auch sehr weit weg.
Der 2012 als Deckhengst aufgestellte Wootton Bassett hatte in seinen ersten Jahrgängen bereits sehr gute Ansätze gezeigt, und das Pedigree passte ganz hervorragend. Gezogen 2008 und benannt nach Royal Wootton Bassett in der Gemeinde Wiltshire, war Wootton Bassett ein brillanter Zweijähriger, der als Youngster bei fünf Starts ungeschlagen blieb und dabei auf höchster Ebene den Prix Jean-Luc Lagardere für sich entscheiden konnte. Dreijährig kam da nicht mehr viel, aber das galt vor allem auch für die späteren Top-Vererber Strom Bird und seinen besten Sohn Storm Cat bzw. auch für Danzig, der überhaupt keine Black-Type-Leistung vorzuweisen hat.
Wootton Bassett ist einer der besten 50 Gruppesieger des Zafonic-Hengstes Iffraaj, selbst ein dreifacher Gruppe II-Sieger über 1400 Meter und als Deckhengst der beste Sohn seines brillanten Vaters. Zafonic war ebenfalls ein Top-Youngster mit drei Gruppe I-Siegen als Zweijähriger, darunter in den Dewhurst Stakes. Dreijährig wird seine Rekordvorstellung als Sieger über Barathea in den English 2000 Guineas jedem Augenzeugen unvergessen bleiben. Zafonic gewann den Klassiker 1993 in einer neuen Rekordzeit, auch der zweitplatzierte Barathea war noch innerhalb dieses neuen Rekordwertes und konnte danach das irische Pendant für sich entscheiden.
Zafonics Vater Gone West siegte auf höchstem Level in den Dwyer Stakes und zählt als Beschäler zu den besten Söhnen des Champion-Deckhengstes und führenden Hengste-Vererbers Mr. Prospector, via Raise A Native die wichtigste Säule der Native Dancer-Hengstlinie. Gone West stammt aus einer Tochter des überragenden Rennpferdes und Triple Crown-Siegers Secretariat, der übrigens auch als Mutterstuten-Vererber in den Pedigrees der Top-Beschäler Holy Roman Emperor, Storm Cat, Summer Squall und Volksraad zu finden ist.
Wootton Bassett markiert den besten Nachkommen der Listenplatzierten Primo Dominie-Stute Balladonia, deren Erzeuger ein Top-Sprinter war und dessen Pedigree völlig frei von Northern Dancer ist. Die zweite Mutter Susquehanna Days hat den von Danzig aus einer Secretariat-Mutter gezogenen Champion Chief’s Crown zum Vater, so dass Secretariat 5×5 in Wootton Bassetts Pedigree auftaucht.
Wootton Bassetts dritte Mutter ist die von dem Ribot-Sohn Tom Rolfe aus der einflussreichen Princequillo-Stute Key Bridge gezogene Gliding als Dreiviertelschwester des von dem Ribot-Sohn Graustark stammenden Champion-Vererbers Key To The Mint. Der in den USA sehr einflussreiche Vererber Princequillo ist übrigens auch der Vater von Secretariats Mutter Somethingroyal. Key Bridge ist über die War Admiral-Stute Blue Banner eine Ur-Enkelin der erstklassigen Renn- und Mutterstute Risque und somit Angehörige der bis heute erfolgreichen, weltweit verbreiteten Mutterlinie der Cremorne-Stute Traviata, der übrigens auch der Schlenderhaner Derby-Sieger und Champion-Deckhengst Alpenkönig und somit in Deutschland ganz aktuell auch der Fährhofer Nachwuchsbeschäler Alson zuzurechnen ist.
Wootton Bassett führt via Sadler’s Wells Dreiviertelbruder Nureyev, Nijinskys Dreiviertelbruder The Minstrel und Danzig immer noch drei Stränge Northern Dancer in den ersten fünf Generationen seines Pedigrees, eine Tatsache, welche die prekäre Lage klar aufzeigt, wie schwer es ist überhaupt noch Hengste mit wenig oder gar keinem Anteil Northern Dancer-Blut zu finden. Allerdings war der kleine Northern Dancer ein ganz ungemein vitales und starkes Pferd, so dass vielleicht deshalb die massive Inzucht auf ihn bisher so wenig Probleme gemacht hat. Aber es ist definitiv an der Zeit Alternativen zu suchen, und wie es scheint, haben die weisen Verantwortlichen in Coolmore mit Wootton Bassett einmal mehr die richtige Entscheidung getroffen.